Häufige Haltungsfehler bei Bartagamen

Streifenköpfige Bartagamen (Pogona vitticeps) sind als Haustier beliebte Reptilien. Wenn man die häufigsten Haltungsfehler vermeidet sind es dankbare Pfleglinge für das Terrarium.

Mineralstoffmangel und Vitaminmangel

Für Bartagamen und andere Reptilien ist Kalzium ein wichtiges Mineral. Es wird zusammen mit Phosphor im Knochen eingelagert und dort auch regelmäßig vom Körper ausgetauscht. Des weiteren ist es für die Muskulatur und für die Bildung von Eischalen wichtig. Das alleinige Vorhandensein von Kalzium genügt jedoch nicht, es muss auch im richtigen Verhältnis zu Phosphor vorhanden sein. Das ideale Kalzium-Phosphor-Verhältnis in der Nahrung ist 2:1.

Ohne Vitamin D können Bartagamen das Kalzium aber nicht aus der Nahrung aufnehmen und nicht im Knochen einlagern. Vitamin D können Bartagamen selbst in ihrer Haut produzieren, aber nur wenn sie ausreichend mit UV-B-Licht versorgt werden.

Zwei mal pro Woche sollte man das Futter mit etwas Vitamin-Mineralstoff-Ergänzung bestäuben. Für Bartagamen ist beispielsweise Herpetal Complete T* ein gut geeignetes Pülverchen.

Zudem sollte den Bartagamen immer die Möglichkeit geboten werden zusätzliches Kalzium aufzunehmen. Die Tiere wissen selbst am besten wann sie mehr Kalzium benötigen! Gut geeignet ist dafür in kleine Stücke geschnittene Sepiaschale*. Auch pulverförmige Kalziumergänzer, wie zum Beispiel Algenkalk*, ist gut geeignet. Eine kleine Schale davon muss sich immer im Terrarium befinden, damit die Bartagamen sich daran bedienen können. Denn wenn dem Tier Kalzium fehlt wird es versuchen, den Mangel durch Sandfressen zu kompensieren. Dies kann zu gefährlichen Sandverstopfungen führen!

Schon jungen Bartagamen sollte täglich frisches Grünzeug angeboten werden. So gewöhnen sich die Agamen frühzeitig an den Verzehr von vitaminreicher Pflanzennahrung und man kann auf Vitamin-Tropfen verzichten.

UV-B-Licht-Mangel

UV-B-Licht ist wichtig für die Vitamin D-Bildung. Ohne dieses Vitamin, welches in der Nahrung nicht vorhanden ist, können Bartagamen kein Kalzium aus der Nahrung für ihren Stoffwechsel nutzen. Mit UV-B-Licht können sie Vitamin D in der Haut selbst herstellen. UV-A-Licht ist dafür ungeeignet, aber da Bartagamen UV-A-Licht sehen können ist auch dieser Anteil des Lichts für sie wichtig.

Die schönste und beste UV-B-Lampe nützt nichts, wenn sie zu alt ist. Mit der Zeit lässt der UV-Anteil von Lampen nach. Daher müssen UV-Lampen regelmäßig erneuert werden. Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen müssen halbjährlich gegen neue ersetzt werden. Der UV-Anteil von Halogen-Metalldampf-Lampen mit UV-Anteil hält länger, daher müssen diese Lampen nur einmal im Jahr erneuert werden. Dabei genügt es das Leuchtmittel auszutauschen, das Vorschaltgerät und die Fassung können bleiben.

Ungeeignete Grünfutter

Grünfutter sollte nicht an stark befahrenen Straßen geflückt werden. Als Benzin noch verbleit war konnte man seinen Bartagamen so eine Bleivergiftung anfüttern, aber auch die verbliebenen Schadstoffe der Abgase haben im Magen von Agamen nicht zu suchen.

Salate die auf Rübsen (Brassica rapa) zurückgehen, wie Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis), Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis) und anderer Kohl sollten nicht an Bartagamen verfüttert werden. Denn sie enthalten Senföle, die zu Blähungen führen können.

Gurke kann durch ihren hohen Wassergehalt zu Durchfall führen, sollte daher nur in Maßen angeboten werden.

Tomaten enthalten Oxalsäure, diese bildet mit Kalzium unlösliche Komplexe. Das in der Nahrung vorhandene Kalzium wird also gebunden und kann von den Bartagamen nicht aufgenommen werden.

Mais ist als Getreide sehr reich an Kohlenhydrathen. Daher ist Mais nicht nur eine unnatürliche Nahrung für Bartagamen, sondern kann auch zu Verstopfungen oder dem Gegenteil (Durchfall) führen.

Obst ist sehr zuckerreich, wird daher gerne gefressen. Aber es fördert bei Bartagamen Zahnstein und kann die Darmflora ungünstig beeinflussen, so dass es zu Durchfall kommt.

Überfütterung

Viele Bartagamen sind zu fett. Das ist keine Veranlagung, sondern schlicht eine Überfütterung. Bartagamen sind als Wüstenbewohner an eine karge Kost gewöhnt. Wenn sie die Möglichkeit haben zu fressen, dann fressen sie. Im Terrarium wird das zum Problem, wenn ihre Halter es zu gut meinen.

Bei Jungtieren kann man anfangs noch täglich Insekten füttern. Aber spätestens mit einem halben Jahr muss man das reduzieren. Später genügt ein Grille oder für größere Bartagamen ein bis Heuschrecken pro Woche als tierische Nahrung. Schon bei Jungtieren muss täglich Grünfutter angeboten werden. So gewöhnen sich die kleinen Bartagamen schon einmal an gesunde, kalorienarme Kost. Ansonsten hat man es später schwer eine dicke Bartagame von gesundem Salat zu überzeugen.

Überfütterte, dicke Bartagamen haben nicht nur ein bisschen Fett an den Beinen eingelagert. Meistens haben sie eine Fettleber. Das wird während der Fastenperiode in der Winterruhe und bei anderen Erkrankungen zum Problem. Die Leber kann ihre Funktionen im Stoffwechsel dann nicht mehr erfüllen und die Echsen können sterben. Auch die Nieren werden bei einer Proteinüberversorgung geschädigt. Es kann zu Gicht und Nierenversagen kommen.

Zu große Futterinsekten

Große Futterinsekten ergeben für Bartagamen eigentlich wenig Sinn, dennoch werden oft große Futterinsekten verfüttert. Der Vorteil von kleinen Insekten ist jedoch, dass die Bartagame davon mehr fressen darf. Sie kann also auch mehr ihr Jagdverhalten ausleben. Das ist Enrichment für die Bartagame, also Beschäftigung!

Außerdem stören große Futterinsekten den Verdauungsvorgang. Große Heuschrecken kommen hinten manchmal relativ unverändert wieder hinaus. Heuschrecken haben zudem an den Beinen spitze Haken, die sich untereinander verbinden können und so zu einer Verstopfung führen. Es kann auch passieren, dass der Verdauungstrackt der Bartagamen durch die Haken geschädigt wird. Die Maximalgröße eines Futterinsektes sollte die Maulbreite nicht überschreiten, besser weniger.

Ungeeignete Futtertiere

Mehlwürmer und Zophobas sind beliebte und vor allem billige Futtertiere. Aber sie sind leider auch keine guten Futtertiere. Beide sind sehr fettreich und somit sehr kalorienreich. Für die wüstenbewohnenden Bartagamen sind sie daher nicht gut geeignet. Gerüchteweise sollen im ganzen geschluckte Mehlwürmer zudem im Magen weiterleben und sie da sogar mit ihren Mundwerkzeugen rausfressen können. Man kann die Würmer vor dem Verfüttern töten, indem man ihnen mit einer Pinzette den Kopf zerdrückt. Der dicke Chitinpanzer von Mehlwürmern und Zophobas ist zudem schwer verdaulich.

Wachsmottenlarven sind sehr fettreich und somit kalorienreich. Daher sollten sie nur selten und als Leckerli auf dem Speiseplan von Bartagamen stehen.

Verletzungen durch Insekten

Neben den im Magen weiterlebenden Mehlwürmern gehen es von Insekten noch weitere Gefahren aus. Wenn am Abend noch nicht alle Insekten aufgefressen sind, sollte man diese unbedingt hinausfangen. Viele Futterinsekten sind nachtaktiv, Bartagamen schlafen aber. Daher können sie im Schlaf von den Insekten angeknabbert werden.

Überbesatz

Bevor man die Eier von Bartagamen ausbrütet sollte man sich genau überlegen wohin die ganzen Jungtiere später einmal sollen. Viele Reptilien-Auffangstationen sitzen voll mit Bartagamen die ein Zuhause suchen.

Für Jungtiere muss ein bzw. mehrere voll ausgestattete Terrarien zur Verfügung stehen. Nicht nur, dass man die Jungtiere nach Größe sortiert unterbringen muss, sondern man benötigt für kranke und schwächelnde Bartagamenbabys auch separate Terrarien. Ruck zuck benötigt man also für seine Bartagamen-Zucht fünf Terrarien.

Ein Terrarium für Jungtiere muss Sitzerhöhungen in gleicher Höhe für jede Bartagame bieten, damit es nicht zu Streit unter den Jungtieren kommt. Ansonsten ist Kannibalismus (gegenseitiges Anknabbern) möglich, der zu fehlenden Schwanzspitzen oder fehlenden Zehen führen kann. Schon von Schlupf an muss den Jungtieren Grünfutter (Salate, Löwenzahn und andere Wildkräuter) zur Verfügung stehen. Die Futterinsekten müssen für ein gesundes Wachstum mit Kalzium-Pulver eingestäubt werden.

Falsche Gruppenzusammenstellung

Die Bartagame ist eigentlich ein Einzelgänger. Man kann also problemlos eine Bartagame alleine im Terrarium pflegen. Oftmals werden jedoch gleich mehrere Bartagamen erworben. Bei Jungtieren kann man das Geschlecht noch nicht erkennen und mit Einsetzen der Geschlechtsreife gehen dann die Probleme los. Männliche Bartagamen sind untereinander meistens unverträglich. Pro Terrarium kann man also maximal eine männliche Bartagame pflegen. Während der Paarungszeit sind die Bartagamen-Männchen oftmals recht rabiat und bedrängen die weiblichen Bartagamen sehr. Daher ist es oftmals nötig die Geschlechter zu trennen. Insbesondere wenn nur ein oder zwei Weibchen dem Männchen zur Verfügung stehen, so sind die Bartagamen-Weibchen vom Männchen sehr gestresst.

Weibliche Bartagamen sind untereinander meistens verträglich. Aber jedes Tier ist anders und so gibt es auch bei Bartagamen-Weibchen richtige Zicken, die man besser alleine pflegt. Ansonsten kann es unterdrückte Tiere geben, die derart gestresst sind, dass die kaum noch fressen. Auch Bissverletzungen sind möglich. Am besten klappt die Gruppenhaltung von weiblichen Bartagamen wenn es vier oder mehr Exemplare sind.

Wichtig bei jeder Gruppenhaltung von Bartagamen ist, dass es pro Echse einen Sonnenplatz gibt. Ansonsten sind Kämpfe um die Sonnenplätze vorprogrammiert. Außerdem muss jedem einzelnen Exemplar eine Versteckmöglichkeit zur Verfügung stehen.

Ungünstiges Bodenmaterial

Ich bin Tierarzt und wenn mir eine Bartagame als Patient vorgestellt wird, dann mache ich fast immer ein Röntgenbild. Auf einem Röntgenbild kann man eine Verstopfung mit Sand nämlich gut diagnostizieren. Leider haben ganz viele Bartagamen eine Sandverstopfung.

Purer Sand ist daher nicht als Bodengrund für Bartagamen geeignet. Am hygienischsten wäre vermutlich die Haltung auf Zeitungspapier. Das sind aber nicht schön aus und die Bartagamen können darin auch nicht buddeln. Ich empfehle daher eine Mischung aus Lehm und Sand.

Damit es trotz Sandanteils im Bodengrund nicht zu einer Sandverstopfung kommt ein paar Tipps: Keinesfalls sollte man Vogelsand verwenden. In Vogelsand ist meistens Grit enthalten, den Bartagamen als Kalzium-Quelle nutzen möchten. Bei der Aufnahme von Grit aus dem Sand nehmen die Echsen aber unweigerlich auch Sand mit auf. Sepia und andere Kalzium-Ergänzer dürfen nicht einfach auf den Boden gelegt werden, sondern müssen in einer erhöht angebrachten Schale angeboten werden. In der Schale muss den Bartagamen immer und ständig Kalzium (Sepia-Stücke, Algenkalk) zur Verfügung stehen! Die Futtertiere immer mit Kalzium-Pulver bestäuben, damit die Bartagamen weniger Kalzium-Mangel haben. Die Insekten am besten in einer Schüssel oder per Pinzette füttern. Das schränkt zwar das Jagdverhalten etwas ein, aber führt zu weniger Sandaufnahme.

Häutungsprobleme

Die Haut von Bartagamen wächst nicht mit. Daher häuten sich Bartagamen regelmäßig. Unter der alten Haut erscheint eine neue Haut, die etwas größer ist als die vorherige. Die Häutung von Bartagamen muss gründlich kontrolliert werden. Oftmals häuten Bartagamen nicht vollständig, insbesondere am Schwanzende und an den Zehen. Die alte Haut ist aber ja etwas kleiner als die neue. Daher können dadurch diese Körperteile abgeschnürrt werden und absterben. Warme Wasserbäder können bei Häutungsproblem dabei helfen die alte Haut einzuweichen und zu entfernen. Aber auch die Ursache der Häutungsprobleme muss in Angriff genommen werden. Wichtig für eine gute Häutung ist Vitamin A. Dieses Vitamin ist in Futtertieren nicht, bzw. nur in Spuren enthalten. Wildkräuter und andere Futterpflanzen sind jedoch reich an Vitamin A-Vorstufen. Häutungsprobleme können also ein Hinweis auf falsche Fütterung sein. Außerdem spielt die Luftfeuchtigkeit eine Rolle. Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit im Terrarium von 40-60 %. Durch die Hitze der Lampen ist die Luftfeuchtigkeit aber oft geringer. Ideal ist ein hoher Bodengrund aus leicht feuchtem Sand-Lehm-Gemisch in dem die Bartagamen Höhlen bauen können. In den Höhlen herrscht dann eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, die für eine Häutung förderlich ist.

Achtung: keine Vitamin-Tropfen mit Vitamin A großzügig geben, denn eine Überdosierung von Vitamin A kann zu einer Vergiftung führen. Mit Futterpflanzen kann das nicht passieren.

Parasiten

Typische gesundheitliche Probleme von Bartagamen sind, neben Sandverstopfungen, die verschiedensten Parasiten und Salmonellen. Dabei sind Parasiten oft relativ einfach in den Griff zu bekommen, wenn man denn von ihnen weiß. Eine regelmäßige Kotuntersuchung bringt darüber Aufschluss. Man muss seine Bartagamen dafür nicht einmal zu einem Tierarzt schleppen, sondern kann den Kot einfach einschicken, zum Beispiel zu Exomed.

Nicht jeder Wurmbefall ist bei einer ansonsten gesunden Bartagame gleich behandlungswürdig. Aber es ist doch gut, wenn man über die Untermieter seiner Tiere bescheid weiß. Die Entscheidung ob eine Entwurmung nötig ist oder nicht liegt letztendlich beim behandelten Tierarzt. Die Kotprobe sollte unbedingt vor der Winterruhe (etwa im August, spätestens Anfang September) erfolgen, damit man vor der Winterruhe noch genügend Zeit für die Wurmkur hat. Im schlimmsten Fall können die Parasiten ansonsten während der Winterruhe den Tod von Bartagamen verursachen.

Salmonellen

Wie viele andere Reptilien können Bartagamen Salmonellen-Träger sein, ohne selbst daran zu erkranken. Salmonellen sind Bakterien die den Magen- und Darmtrakt verschiedener Tiere (der Mensch ist ja auch nur ein Tier ohne Fell) besiedeln und zu einer Krankheit mit dem Namen Salmonellose führen können.

Die gute Nachricht: in Deutschland steckt man sich selten von einem lebenden Tier aus mit Salmonellen an. Meistens sind die Erkrankungen auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Eier etc.) zurückzuführen die mit Salmonellen belastet waren.

Besonders gefährdet für eine Infektion mit Salmonellen sind die sogenannten YOPI (young, old, pregnant, immunosuppressed), also junge, alte, schwangere und immunsuppremierte Personen. Aber grundsätzlich sollte man sich angewöhnen nach jedem Kontakt mit einem Reptil bzw. nach einem Griff in das Terrarium die Hände mit Seife gründlich zu waschen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der desinfiziert sich sogar die Hände.

Die Reinigung aller Einrichtungsgegenstände, Futterschüsseln und sonstiger Materialien darf keinesfalls in der Küche geschehen, um eine Kontamination der menschlichen Nahrung mit Salmonellen auszuschließen.

Säuglinge und Kleinkinder sollten keinen direkten Kontakt zu Reptilien haben. Die Reptilien dürfen auch keinen „Freilauf“ in der Wohnung haben, wenn es Kleinkinder gibt.

Der gesunde Menschenverstand sagt einem ja schon: Man darf weder an Bartagamen lecken noch sie in den Mund nehmen.