Der Beo ist ein beliebtes Haustier da er sehr gut das Sprechen lernt, obwohl er farblich nicht viel mehr als die heimische Amsel zu bieten hat. Sein schwarzes Gefieder schillert je nach Lichteinfall grünlich bis bläulich, hinter den Augen haben Beos einen charakteristischen gelben Hautlappen. Der Beo ist ein sprechender schwarzer Vogel, aber kein Papagei!
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Verbreitung und Unterarten
Beos gehören der Ordnung Sperlingsvögel (Passeriformes) und hier der Familie der Stare (Sturnidae) an. Es gibt eine Menge Unterarten des Beos. Sie unterscheiden sich nicht nur im Verbreitungsgebiet, sondern vor allem auch in Form und Ausprägung ihrer gelben Hautlappen am Kopf.
- Gracula religiosa peninsularis
- Gracula religiosa intermedia – Mittelbeo oder Mittlerer Beo
- Gracula religiosa palawanensis
- Gracula religiosa andamanensis
- Gracula religiosa robusta
- Gracula religiosa religiosa – Großbeo oder Großer Beo
- Gracula religiosa batuensis
- Gracula religiosa venerata
- Gracula religiosa indica, teils als eigenständige Art Gracula indica geführt – Kleinbeo oder Kleiner Beo
In Deutschland werden zum überwiegenden Teil Mittelbeos (Gracula religiosa intermedia) gehalten.
Steckbrief Beo
Name: | Beo |
Wissenschaftlicher Name: | Gracula religiosa |
Länge: | Kleinbeo: 23-26 cm Mittelbeo: 26-28 cm Großbeo: 30-33 cm |
Gewicht: | Kleinbeo: 120-130 g Mittelbeo: 160-200 g Großbeo: 230-320 g |
Alter: | 10-30 Jahre |
Vermehrung: | 1-3 Gelege pro Saison mit 2-3 Eiern pro Gelege |
Jugendmauser: | 6 Monate |
Ernährung: | Weichfresser (Früchte, Insekten) |
Herkunft: | Südost-Asien |
Käfiggröße: | mindestens 200 x 100 x 200 cm (LxBxH) |
Lebenserwartung
Beos können ein Alter zwischen 10 und 15 Jahre erreichen. Ein Beo der im Artis Königlicher Zoo Amsterdam lebte soll sogar 28 Jahre alt geworden sein.
Einzelvogel, Paar oder Gruppenhaltung?
Gleich von Beginn an sollte man zwei Beos erwerben, ein einzeln gehaltener Beo leidet sehr, denn ein Mensch kann niemals einen Artgenossen ersetzen. In der Natur leben Beos in der Regel paarweise, also ein Männchen mit einem Weibchen. Außerhalb der Brutzeit schließen sie sich auch schon mal zu kleinen Schwärmen zusammen. Mit Beginn der Paarungszeit trennen sich solche Gruppen wieder. Als Haustier sollte man Beos als Paar pflegen und die Zucht dieses bedrohten Ziervogels anstreben. In einer Gruppe kann es zu Streitereien kommen.
Äußerlich ist das Geschlecht von Beos nicht zu unterscheiden. Mit einer Genuntersuchung (vogelkundige Tierärzte kennen Labore wohin sie die Proben schicken können) ist es aber möglich das Geschlecht zu bestimmen.
Unterbringung
Die Haltung von Beos als Stubenvogel in einem Käfig ist nicht artgerecht. Freiflug in der Wohnung ist eher nicht zu empfehlen, die Exkremente der Beos würden alles verdrecken. Beos werden nicht stubenrein. Die Mindestmaße der Voliere sind 200 x 100 x 200 cm (Länge x Breite x Höhe). Es empfiehlt sich nur die Front zu vergittern und alle anderen Seiten mit abwaschbaren Materialien zu verkleiden, denn Beos spritzen ihren Kot nach hinten weg, auch durch das Gitter. Besser noch als Holz sind abwaschbare und austauschbare Plastikwände.
Die Sitzstangen für Beos sollten keine gedrechselten Harthölzer mit genormter Dicke sein, sondern Naturäste mit Rinde und unterschiedlicher Dicke, am besten frisch geschnitten. So werden ihre Füße unterschiedlich genutzt, was das Auftreten von Fußerkrankungen minimiert. Gut geeignet sind Äste von Obstbäumen, aber auch Weiden und Haselnuss.
Aufgrund des vielen und ziemlich flüssigen Kotes ist eine täglich Reinigung der Behausung notwendig. Die Einstreu muss gut saugfähig sein. Möchte man Vogelsand verwenden, so ist eine wirklich dicke Schicht nötig. Besser geeignet ist Maisspindelgranulat, denn es saugt sehr gut die Ausscheidungen auf.
Ideal ist die Unterbringung in einer Außenvoliere mit angeschlossenem Schutzhaus. Die Außenvoliere muss reich bepflanzt werden, da Beos die pralle Sonne als Regenwaldbewohner nicht schätzen. Im Schutzhaus muss die Temperatur für diese Tropenbewohner auch im Winter bei mindestens 15 °C liegen, dann können Beos auch während der kalten Jahreszeit in die Außenvoliere gelassen werden.
Zur Bepflanzung einer Innenvoliere eignen sich Birkenfeige, Gummibaum, Hibiscus, Banane und Alokasie sehr gut. In Außenvolieren diverse Obstbäume, Bambus, Wacholder und Hainbuche.
Aspergillose
In der Natur bewohnen Beos Wälder in Südost-Asien mit regelmäßigen Regenfällen und somit hoher Luftfeuchtigkeit. Bei der Haltung in der Wohnung wird das oft zu einem Problem. Bei trockener Heizungsluft können Beos, wie Papageien, eine Lungenerkrankung mit dem Namen Aspergillose entwickeln. Dabei wachsen in der Lunge und den Luftsäcken der Vögel Schimmelpilze. Dies führt zu Atemnot und in schweren Fällen zum Tod.
Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen sollte die Zimmervoliere reich bepflanzt werden. Beos zerstören die Bepflanzung nicht so wie es Papageien machen würden. Im feuchten Blattwerk nehmen Beos gerne ein „Bad“. Daneben werden auch auf dem Boden stehende Badeschalen gut angenommen und regelmäßig genutzt. Die Badeschale muss so platziert werden, dass die Vögel nicht hinein koten. Dennoch muss sie täglich gesäubert und mit frischem Wasser gefüllt werden.
Ernährung
Der Beo ist ein Weichfresser und ernährt sich in der Natur von Früchten und Insekten. Zu einem kleinen Anteil werden auch Nektar und Eidechsen verzehrt. Am liebsten fressen Beos in der Natur Feigen, gefolgt von Beeren und diversen Samen.
Im Zoohandel gibt es spezielles Weichfresser-Futter (Beo-Perlen) welches man dem Beo anbieten kann. Gut geeignet aufgrund des niedrigen Eisengehaltes ist beispielsweise Witte Molen Weichfutter mit Früchten*.
Ergänzt werden muss die Ration durch verschiedene Früchte wie Weintrauben (auch eingeweichte Rosinen), Äpfel, Birnen, Bananen, Feigen, Wassermelonen und Pflaumen. Zur Deckung des Bedarfs an tierischen Proteinen werden lebende Futtertiere aus der Terraristik angeboten: Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Heimchen.
Um Verderbnis des Futters auszuschließen sollte man Obst und frisch eingeweichtes Beofutter drei mal täglich frisch anbieten.
Im Verhältnis zur Körpergröße vertilgen Beos erstaunliche Mengen an Futter. Obwohl das verzehrte Obst schon sehr wasserreich ist, trinken Beos zusätzlich noch Wasser aus ihrer Badegelegenheit. Entsprechend dünnflüssig sind ihre Ausscheidungen.
Eisenspeicherkrankheit / Hämochromatose
Eine typische Erkrankung von Beos, aber auch anderen Fruchtfressern (wie z. B. Tukanen) ist die Eisenspeicherkrankheit. Dabei lagern die Vögel übermäßig viel Eisen in die Leber ein. Die Ursache ist ein zu hoher Eisengehalt im Futter. In der Natur nehmen viele Fruchtfresser über das von ihnen verzehrte Obst nur sehr wenig Eisen zu sich. Eine wichtige Quelle für Eisen von vielen Tierarten ist Erde. Erde haftet oft am Futter und ist eisenreich. Beos fressen in der Natur aber keine auf den Boden gefallenen Früchte, sondern direkt vom Baum. Daran haben sich die Vögel angepasst, indem sie alles an Eisen im Darm absorbieren, was in der Frucht vorhanden ist. Bei der Haltung als Stubenvogel wird das jedoch zu einem Problem, denn das angebotene Futter enthält oftmals deutlich mehr Eisen als die natürliche Nahrung.
Die Symptome der Eisenspeicherkrankheit sind leider unspezifisch. Es ist eine langsam und chronisch verlaufende Erkrankung mit Abmagerung, Teilnahmslosigkeit und Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Die Vögel versterben oftmals „plötzlich“, nicht weil die Erkrankung so schnell fortschreitet, sondern aufgrund der Schwierigkeit sie zu erkennen. Bei einer Ultraschalluntersuchung oder einem Röntgenbild erkennt man eine vergrößerte Leber. Die Untersuchung einer Blutprobe ist nicht zielführend. Eine eindeutige Diagnose kann man nur mit einer Leberbiopsie stellen.
Weil eine ursächliche Therapie im fortgeschrittenen Stadium nicht möglich ist, ist das wichtigste die Erkrankung gar nicht erst auftreten zu lassen. Dazu ist es nötig nur Futter mit geringem Eisengehalt (<60 mg/kg, besser unter 40 mg/kg [wenn die Angaben in ppm sind: <60 ppm, besser unter 40 ppm]) zu verfüttern. Das im Handel erhältliche Beofutter enthält leider oftmals deutlich mehr Eisen. Geeignet ist beispielsweise Witte Molen Weichfutter mit Früchten*.
Beos sollten keine Früchte mit besonders hohem Gehalt an Vitamin C bekommen. Dazu zählen beispielsweise Orangen (und andere Zitrusfrüchte) und Kiwis. Es ist nicht direkt das Vitamin C welches den Beos schadet, sondern die Wirkung des Vitamin C auf Eisen. Dreiwertiges Eisen (Fe3+) wird im Dünndarm schlechter aufgenommen als zweiwertiges Eisen (Fe2+). Vitamin C führt zu einer Reduktion des Eisens, macht aus einem dreiwertigen Eisen also ein zweiwertiges, daher verbessert Vitamin C die Aufnahme von Eisen (auch bei anderen Tierarten und dem Mensch). Aufgrund der Empfindlichkeit von Beos gegenüber dem Eisen sollte man also Früchte mit eher geringem Vitamin-C-Gehalt füttern (<1000 mg/kg TS).
Auch Wasser kann sehr Eisenreich sein, insbesondere wenn man einen eigenen Brunnen hat und nicht an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen ist. Dann sollten die Beos besser ein kohlensäurefreies Mineralwasser bekommen.
Eisen- und Vitamin-C-Gehalt verschiedener Obstsorten:
Obstsorte | Eisen mg/kg TS | Vitamin C mg/kg TS |
Ananas | 26,5 | 1258 |
Apfel | 16,4 | 795 |
Apfelsine | 13,0 | 3147 |
Aprikose | 44,2 | 639 |
Banane | 13,5 | 421 |
Birne | 9,60 | 269 |
Blaubeeren | 48,0 | 1429 |
Brombeere | 58,8 | 1111 |
Ebereschen | 53,0 | 3463 |
Erdbeere | 61,1 | 5429 |
Feige | 30,3 | 136 |
Granatapfel | 23,9 | 335 |
Hagebutte | 10,4 | 25100 |
Himbeere | 64,9 | 1623 |
Kaki | 18,1 | 784 |
Kiwi | 47,1 | 2588 |
Mango | 22,2 | 2056 |
Mirabelle | 28,4 | 409 |
Papaya | 34,7 | 6612 |
Pfirsich | 25,5 | 748 |
Pflaume | 15,7 | 331 |
Quitte | 35,5 | 769 |
Rote Johannisbeere | 59,5 | 2353 |
Sanddornbeere | 25,3 | 25862 |
Sauerkirsche | 39,5 | 789 |
Schwarze Johannisbeere | 69,5 | 9465 |
Süßkirsche | 20,3 | 872 |
Wassermelone | 23,2 | 619 |
Weintrauben | 20,1 | 222 |
Weiße Johannisbeere | 61,4 | 2215 |
Zuckermelone | 13,7 | 2192 |
Zucht
Im späten Frühjahr bis Frühsommer beginnt die Brutzeit von Beos. In der Natur brüten Beos in Baumhöhlen. Als Volierenvogel sollten Beos Brutkästen mit einer Grundfläche von 25-30 x 25-30 cm und einer Höhe von 40-50 cm bereit stehen. Das Einflugloch sollte einen Durchmesser von 7-10 cm haben. Nachdem die Beos den Nistkasten mit Blättern, Gräsern und Federn ausgepolstert haben legt das Weibchen zwei bis drei Eier. Die Bebrütung übernehmen beide Eltern. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Babys, sie werden von den Eltern mit Insekten gefüttert. Nach etwa drei bis vier Wochen sind sie flügge, bis sie von den Altvögeln nicht mehr gefüttert werden dauert es auch wiederum ein paar Wochen. Mit einem halben Jahr beginnt die erste Mauser, das Jugendgefieder wird dabei durch das schwarz-glänzende Gefieder der ausgewachsenen Vögel ersetzt.
Sprechender Beo
Wenn man irgendwo einen sprechenden schwarzen Vogel sieht, dann handelt es sich um einen Beo. Diese Vögel lernen nicht nur Wörter, sondern mit Vorliebe auch Geräusche die in ihrer Umgebung häufiger vorkommen: die Türklingel, Hundebellen, Lachen, die Toilettenspülung etc. Während die meisten Papageien nur als verhaltensgestörte Einzelvögel lernen ein paar Wörter zu sagen, ahmen Beos auch in der Natur Geräusche, auch die menschliche Stimme, nach. Ein echter Gesprächspartner wird ein Beo aber nie, er plappert nur nach was er aufschnappt.
Eignung für Kinder
Viele Beos werden meistens nicht handzahm und sind dann dazu „verdammt“ im Käfig sitzen zu bleiben. Sie haben einen recht dünnflüssigen Kot und setzten diesen häufig ab, dies macht eine Haltung im Kinderzimmer schwer bis unmöglich. So gerne ein Kind auch einen sprechenden Vogel haben möchte, ein Beo kann man nicht empfehlen.
Beo kaufen
Bis Ende der 1990er Jahre waren Beos regelmäßig im Zoohandel erhältlich. Dabei handelte es sich jedoch um Wildfänge, die oftmals nestjung waren und noch von Hand gefüttert werden mussten. Diese Zeiten sind vorbei.
Im Zoohandel sind Beos nur in Ausnahmefällen zu erwerben, man wird sich auf die Suche nach einem Züchter machen müssen. Der Preis für einen Beo ist aufgrund der relativ schwierigen Zucht in den letzten Jahren auch deutlich gestiegen. Für einen Nachzucht-Beo muss man mindestens 1000 Euro einplanen.
Obwohl der Bestand des Beos als nicht gefährdet gilt, stehen Beos unter Artenschutz. Sie sind im Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) im Anhang II und in der EU-Artenschutzverordnung im Anhang B gelistet. Daher benötigt man für Beos einen Herkunftsnachweis vom Züchter und muss seine Beos bei der zuständigen Behörde anmelden. Die Ringe zur Kennzeichnung von Beos sollten einen Durchmesser von 6,0-7,0 mm haben.
Buchtipp
Leider gibt es aktuell kein Buch über Beos auf dem deutschen Markt. Im Buch von Theo Pagel und Bernd Marcordes über Exotische Weichfresser* wird jedoch auch der Beo besprochen.