Haltung von Moschusschildkröten

Die urige Gewöhnliche Moschusschildkröte ist die ideale Haustier-Wasserschildkröte. Sie wird nicht sehr groß, benötigt daher keine riesigen Aquarien. Sie frisst kaum Pflanzen, so dass man das Aquarium bepflanzen kann. Das Verbreitungsgebiet ist riesig, daher ist sie bei den Klimaansprüchen flexibel. Untereinander sind Moschusschildkröten oftmals zänkisch, aber mit Fischen kann man sie gut vergesellschaften. Wenn eingewöhnte Exemplare ihre:n Pfleger:in vor dem Aquarium entdecken stellt sich die Frage: Wer beobachtet hier eigentlich wen? Streicheltiere sind Moschusschildkröten dennoch nicht. Nachzuchten sind im Zoohandel und bei Züchtern gut und preiswert verfügbar. Gewöhnliche Moschusschildkröten sind nicht im Bestand bedroht und stehen aber unter Artenschutz. Man benötigt für sie einen Herkunftsnachweis und muss sich bei der zuständigen Artenschutzbehörde anmelden.

Steckbrief Moschusschildkröte

Name:Gewöhnliche Moschusschildkröte
Wissenschaftlicher Name:Sternotherus odoratus
Schutzstatus:WA II bzw. EU-Anhang B
Panzer-Länge:max. 15 cm, meist 8-12 cm
Gewicht:Schlupf mit ca. 4 g, ausgewachsen 130-270 g
Alter:mindestens 50 Jahre
Geschlechtsreife:ab 6 cm Panzerlänge
Vermehrung:bis zu 6 Eiablagen pro Jahr, pro Gelege bis zu 10 Eier
Ernährung:hauptsächlich tierische Nahrung
Herkunft:USA, Kanada
Aquariengröße:mindestens 80 x 40 x 40 cm
Steckbrief Moschusschildkröte

Wie viele Schildkrötenarten gibt es?

Es leben weltweit 356 Schildkröten-Arten und weitere 122 Unterarten. Insgesamt also 478 verschiedene Schildkröten-Formen! Davon leben allein 89 Arten und Unterarten in den USA. Zur Familie der Landschildkröten gehören 88 Arten und Unterarten. Zur Familie der Meeresschildkröten gehören 7 Arten. Alle anderen Schildkröten (also 383 Arten und Unterarten) gehören zu den Sumpf- und Wasserschildkröten. Die Abgrenzung zwischen Wasser- und Sumpfschildkröten ist dabei nicht strikt, sondern eher fließend.

Neben der auf dieser Seite besprochenen Gewöhnlichen Moschusschildkröten gibt es noch ein paar weitere Moschusschildkröten:

  • Sternotherus carinatus – Dach-Moschusschildkröte
  • Sternotherus depressus – Flache Moschusschildkröte
  • Sternotherus intermedius – Alabama-Moschusschildkröte
  • Sternotherus minor – Zwerg- oder Kleine Moschusschildkröte
    • Sternotherus minor minor – Südliche Zwerg-Moschusschildkröte
    • Sternotherus minor peltifer – Nördliche Zwerg-Moschusschildkröte
  • Sternotherus odoratus – Gewöhnliche Moschusschildkröte

Natürliches Verbreitungsgebiet von Moschusschildkröten

Alle Moschusschildkröten stammen aus Nordamerika. Das größte Verbreitungsgebiet aller Moschusschildkröten-Arten hat die Gewöhnliche Moschusschildkröte, sie kommt von Süd-Kanada über die östliche USA bis nach Florida vor, in Texas ist die westliche Verbreitungsgrenze. 

Aquarium für Moschusschildkröten

Für die Haltung einer ausgewachsenen Moschusschildkröte sollte das Aquarium wenigstens eine Grundfläche von 80 x 40 cm haben. Erwirbt man einen Schlüpfling, so ist ein kleineres Aquarium zunächst ausreichend und auch empfehlenswert. Der Wasserstand sollte der dreifachen Panzerlänge der Schildkröte entsprechen. Moschusschildkröten können zwar schwimmen, aber sie bewegen sich lieber laufend oder kletternd fort. Für die Einrichtung des Aquariums gilt: Struktur, Struktur, Struktur! Mit Wurzeln und Steinen kann man eine regelrechte Kletterlandschaft unter Wasser schaffen. So können Moschusschildkröten die Wasseroberfläche dann auch kletternd erreichen, ohne schwimmen zu müssen. Es ist letztendlich Geschmackssache, ob man als Bodengrund Kies oder Sand verwendet. Ganz auf Bodengrund verzichten sollte man nicht, da Moschusschildkröten auf blankem Glas keinen Gripp haben und auch gerne mal den Bodengrund durchwühlen. Letzteres führt dazu, dass man keinen Langzeitdünger für Pflanzen einbringen sollte. Bei Jungtieren kann es mit im Bodengrund verwurzelten Pflanzen noch funktionieren, aber größere Moschusschildkröten buddeln Pflanzen oft aus. Dennoch braucht man auf eine Bepflanzung nicht zu verzichten. Zum einen können Aufsitzerpflanzen wie Javafarn (Microsorum pteropus) und Zwergspeerblatt (Anubias bartei var. nana) auf Wurzeln oder Steinen das Aquarium begrünen, zum anderen frei treibendes Hornkraut (Ceratophyllum demersum) oder Wasserpest (Elodea spp.) sowie Schwimmpflanzen wie Wasserlinsen (Lemna spp.) genutzt werden.

Sind Moschusschildkröten schlechte Schwimmer?

In vielen Büchern und auf einigen Websites werden Moschusschildkröten als schlechte Schwimmer bezeichnet und es wird daher empfohlen die Schildkröten nur bei einem niedrigen Wasserstand zu halten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen dass Moschusschildkröten durchaus in der Lage sind im freien Wasser zu schwimmen, auch wenn sie das nicht so ausgiebig wie Schmuckschildkröten machen. Sicher laufen Moschusschildkröten gerne auf dem Boden umher und klettern an Wurzeln und Einrichtung-Gegenständen Richtung Wasseroberfläche. Doch sie schwimmen durchaus, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu bietet. Ich empfehle daher einen Wasserstand von mindestens 15cm für Jungtiere, im Laufe des Wachstums wird der Wasserstand dann immer weiter erhöht, auf mindestens 30cm für ausgewachsene Moschusschildkröten.

Landteil für Moschusschildkröten

Das Landteil ist ein wichtiger Einrichtungsgegenstand für Wasserschildkröten, der den größten Unterschied zwischen einem Fisch- und einem Schildkrötenaquarium ausmacht. Alle als Haustier gepflegten Wasserschildkröten benötigen ein Landteil. In käuflichen Schildkrötenaquarien sind oft ungeeignete Glaseinbauten. Besser kann man das Landteil selbst bauen, zum Beispiel aus einer Nagerbrücke aus dem Zoohandel oder einem Korkast. Für Weibchen muss ein Eiablageplatz zur Verfügung stehen, auch wenn es nie Kontakt zu einem Männchen hatte, kann es (unbefruchtete) Eier ablegen. Die Grundfläche des Eiablageplatzes sollte min. 30 x 20 cm betragen und er muss mit min. 12 cm feuchtem Sand gefüllt sein. Geeignet sind beispielsweise Kunststoffbehälter oder auch kleine Aquarien.

Technik: Filter, Heizstab, Lampe

Moschusschildkröten machen mehr Dreck als Zierfische, aber beanspruchen einen Filter nicht so sehr wie pflanzenfressende Wasserschildkröten. Daher sind die Möglichkeiten zur Filterung vielfältig. Selbst ein Innenfilter ist möglich, wird aber kürzere Reinigungsintervalle als bei Fischen benötigen. Gut geeignet sind Hamburger Mattenfilter, welche von Moschusschildkröten auch gerne zweckentfremdet als Klettermöglichkeit wahrgenommen werden. Achtung: Über der Matte ist ein Gitter nötig, um Ausbrüchen vorzubeugen. Mit einem Topfaußenfilter fährt man bei vielen Wasserschildkröten am besten, für Moschusschildkröten ist er ebenso gut geeignet.

Einen Heizstab benötigt man für Moschusschildkröten nicht unbedingt, im Sommer ist es durch die Umgebungstemperatur und Abwärme der Lampe meist warm genug.

Bei der Beleuchtung für Moschusschildkröten scheiden sich die Geister. Fakt ist: In der Natur bietet die Sonne sowohl UV- als auch Wärmestrahlung. Sicherlich sonnen sich Moschusschildkröten nicht so häufig wie Schmuckschildkröten, aber bei guter Beleuchtung tun sie es doch gelegentlich. Empfehlenswert ist eine 35 Watt Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil (z. B. Lucky Reptile Bright Sun UV, Solar Raptor HID Lamp, JBL Reptil Desert L-U-W Light oder Exo-Terra Sunray). Der Abstand zum Landteil wird so gewählt, dass dort eine Temperatur von 40-45 °C erreicht wird. Moschusschildkröten sind wie alle Reptilien wechselwarm, können ihre Körpertemperatur also nicht selbst erhöhen, sondern sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen.

Eine Abdeckung des Aquariums führt zu einer hohen Luftfeuchtigkeit und behindert den Luftaustausch, ist daher für Schildkröten nicht zu empfehlen.

Fütterung von Moschusschildkröten

Oft werden Moschusschildkröten als reine Fleischfresser bezeichnet, dabei nehmen sie in der Natur bis zu 30 % pflanzliches Futter auf. Dabei handelt es sich um Blätter und Samen von Wasserpflanzen, sowie Algen. Fisch macht in der Natur weniger als 1 % der Nahrung aus. Im Aquarium fressen Moschusschildkröten, insbesondere bei hohen Wassertemperaturen im Hochsommer, gelegentlich Pflanzen (z. B. Wasserlinsen). Hauptfutter sind jedoch tierische Futtermittel. Neben den bekannten und üblichen getrockneten Bachflohkrebsen kann man auch anderes FD-Fischfutter (Mückenlarven, Wasserflöhe, Seidenraupenpuppen etc.) verfüttern. Gerne wird auch Frostfutter (Artemia, diverse Mückenlarven, Mysis etc.) angenommen. Lebendfutter in Form von Asseln, Regenwürmern und Schnecken kann im Garten gesammelt werden. Schildkrötensticks können gelegentlich gefüttert werden und haben aufgrund ihrer Vitaminisierung auch eine Bedeutung in der Fütterung, sollten aber kein Alleinfutter sein. Zur Deckung des hohen Kalziumbedarfs von Schildkröten muss immer ein Sepiaschulp im Aquarium schwimmen. Pflanzen und Sepia müssen nicht rationiert werden, die anderen Futtermittel werden in einer Menge angeboten, wie sie dem Volumen des Kopfes entspricht. Jungtiere werden im ersten Jahr täglich gefüttert, ältere Moschusschildkröten bekommen nur drei- bis fünfmal pro Woche Futter.

Vergesellschaftung von Moschusschildkröten

Moschusschildkröten sind Einzelgänger. Es ist für die Tiere kein Problem allein ein Aquarium zu bewohnen. Männliche Moschusschildkröten sind ohnehin so aggressiv, dass sie allein gepflegt werden müssen. Bei Weibchen kann die Gruppenhaltung in großen Aquarien (ab 120 x 50 cm) funktionieren. Man muss aber immer darauf gefasst sein, dass man einzelne Exemplare separieren muss. Mit anderen Schildkrötenarten sollte man Moschusschildkröten nicht vergesellschaften. Mit Fischen kann die gemeinsame Haltung gut funktionieren. Dazu müssen sich die Fische jedoch zwei Wochen ohne Schildkröte im Aquarium eingewöhnen, damit sie sich gut auskennen. Ansonsten enden sie als Lebendfutter. Die Fische müssen zu den Wassertemperaturen im Jahresverlauf passen und robuster Natur sein. Daher sind beispielsweise Neons keine passende Gesellschaft. Gut geeignet sind Guppys (Poecilia reticulata) und andere Lebendgebärende Zahnkarpfen, Kardinalfische (Tanichthys albonubes), Sumatrabarben (Puntius cf. tetrazona) oder Zebrabärblinge (Danio rerio). Nicht geeignet sind Panzerwelse (Corydoras spp.), sie haben Stacheln, die den Darm von Schildkröten beschädigen können, sollten sie einmal gefressen werden. Antennenwelse (Ancistrus spp.) sind aber geeignet. Zur Algenbekämpfung können auch Kangalfische (Garra rufa) vergesellschaftet werden.

Überwinterung von Moschusschildkröten

Moschusschildkröten sind keine tropischen Wasserschildkröten und können daher nicht das ganze Jahr über bei der gleichen Wassertemperatur und gleichen Beleuchtungslänge gepflegt werden. Aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes in Nordamerika von Florida bis hoch nach Kanada gibt es aber unterschiedliche Möglichkeiten, die alle artgerecht sein können. Grundsätzlich möglich ist eine Verminderte Aktivitätsphase, bei der die Schildkröten bei Zimmertemperatur und abgeschalteter Beleuchtung im Aquarium verbleiben und weiterhin (sparsam) gefüttert werden. Aber auch eine Überwinterung für zwei bis fünf Monate im Keller oder Kühlschrank bei Temperaturen von 4-15 °C und völliger Dunkelheit. Am Monatsanfang werden jeweils die Beleuchtungsdauer und Wassertemperatur angepasst. Die Einwinterung findet im November statt, nun wird wöchentlich die Lichtlänge reduziert, ab Mitte November wird nicht mehr gefüttert, um Fehlgärungen im Darm während der Winterstarre zu vermeiden. Im Dezember ziehen die Schildkröten in einen Kühlschrank (ohne Lebensmittel!) oder kühlen Keller um. Die Behälter müssen nicht so groß wie das Aquarium sein, zweifache Panzerlänge genügt, sie werden mit Eichen- oder Buchenlaub (als Ersatz für den Gewässerschlamm, wo die Schildkröten in der Natur überwintern) und etwas mehr als eine Panzerbreite hoch mit Wasser gefüllt. Während der Überwinterung wird nicht gefüttert. Einmal pro Woche wird der Kühlschrank für eine kurze Kontrolle und Luftaustausch geöffnet. Im März wird der Kühlschrank abgeschaltet und erwärmt sich so langsam. Tags drauf werden die Überwinterungsbehälter hinausgenommen und in den Raum mit dem Aquarium verbracht. Sobald die Schildkröten im Behälter Radau machen können sie wieder ins Aquarium, ab dann kann auch wieder Futter angeboten werden.

Mein Jahresplan für Gewöhnliche Moschusschildkröten:

MonatLicht-
Länge
Wasser-
Temp.
Januar0 h4-15 °C
Februar0h4-15 °C
März6 h17-20 °C
April8 h21 °C
Mai10 h24 °C
Juni13 h27 °C
Juli13 h28 °C
Aug.11 h28 °C
September10 h25 °C
Oktober8 h22 °C
November5/3/1/0 h17-20 °C
Dezember0 h4-15 °C
Temperaturplan kalte Überwinterung für Moschusschildkröten

Man muss vor der Überwinterung keine Angst haben. In der Natur überwintern Moschusschildkröten schon sehr lange erfolgreich. Dennoch ist es für Moschusschildkröten nicht absolut notwendig so kalt zu überwintern. Sie können auch im Zimmeraquarium überwintern. Dann benötigt man keinen Kühlschrank oder Keller. Selbst im Winter wird bei diesem Jahresplan gefüttert. Man wird aber feststellen, dass Appetit und Aktivität der Schildkröten geringer als im Hochsommer sind. Daher nennt man diese Form des Winters auch Verminderte Aktivitätsphase.

MonatLicht-
Länge
Wasser-
Temp.
Januar0-2 h17-20 °C
Februar8 h21 °C
März10 h22 °C
April11 h23 °C
Mai12 h24 °C
Juni13 h26 °C
Juli14 h28 °C
August12 h26 °C
September10 h24 °C
Oktober8 h22 °C
November5 h20 °C
Dezember0-2 h17-20 °C
Temperaturplan Verminderte Aktivitätsphase für Moschusschildkröten

Moschusschildkröten im Gartenteich

Die Gewöhnliche Moschusschildkröte ist von ihren Temperaturansprüchen von allen Moschusschildkröten am besten für die Haltung im Gartenteich geeignet. Die Überwinterung sollte jedoch unbedingt im Haus gemacht werden, die Übergangszeiten sind zu unbeständig und führen oft zu Krankheiten. Ich würde jedoch keine Moschusschildkröte in den Teich packen, denn die Wahrscheinlichkeit dass man sie wiedersieht ist gering. Moschusschildkröten leben dazu einfach viel zu versteckt, sind dämmerungs- und nachtaktiv und sonnen sich selten am Teichrand.

Wie kam die Moschusschildkröte zu ihrem Namen?

Auf Englisch nennt man die Gewöhnliche Moschusschildkröte stinkpot, was übersetzt Stinker heißt. Auch der deutsche Name bezieht sich auf den Geruch, diese Wasserschildkröten können einen „moschusartigen“ Duft abgeben. Selbst der wissenschaftliche Name odoratus zielt darauf ab, das ist Latein und bedeutet Geruch. Der Duft gehört zum Abwehrverhalten von Moschusschildkröten. Sie haben vier Moschusdrüsen, mit denen sie zur Gefahrenabwehr ein stinkendes Sekret absondern können. Zusätzlich versuchen sie sich mit Bissen und Kratzen zu verteidigen, wenn sie beispielsweise von einem Raubtier (oder Menschen) ergriffen werden.

Eignung von Moschusschildkröten für Kinder

Moschusschildkröten sind keine Streicheltiere. Oftmals sind sogar schon Schlüpflinge bissig. Bei einer Baby-Moschusschildkröte tut ein Biss weh, aber es blutet nicht. Bei einer ausgewachsenen Moschusschildkröte sieht das schon anders aus. Man kann Moschusschildkröten aber wunderbar bei ihrem munteren Treiben beobachten. Von allen Schildkröten-Arten ist die Moschusschildkröte sicherlich die pflegeleichteste und daher auch für Einsterger:innen eine gut geeignete Schildkröte. Für kleine Kinder sind Moschusschildkröten nicht zu empfehlen, aber 14 Jahren ist die Pflege von Moschusschildkröten jedoch von Jugendlichen meistens gut zu bewerkstelligen.

Zum Weiterlesen

Buch: Wasserschildkröten-Fibel*

Homepage: www.zierschildkroete.de

Videos: www.youtube.com/zierschildkroete