Die 10 häufigsten Fehler bei der Haltung von Europäischen Landschildkröten
Die Schildkröten werden im Herbst gekauft
Kurz vor der Winterstarre sollten Schildkröten den Besitzer nicht mehr wechseln, für den neuen Besitzer ist es ja oft auch die erste Winterstarre. Im Herbst werden die wenige Wochen alten Jungtiere von vielen Züchtern bereits verkauft, ein seriöser Züchter gibt seine Jungtiere erst nach der ersten Winterstarre ab. Schildkrötenneulinge sind oft überfordert mit den kleinen Schlüpflingen.
Es wird keine Winterstarre geboten
Auch kleine Schildkröten halten in der Natur Winterstarre! Wird den Schildkröten die Winterstarre nicht geboten fehlt ihnen ein Teil des natürlichen Lebensrhythmus und die Tiere können kein ausreichendes Immunsystem ausbilden. Zwei Monate vor der Winterstarre müssen Kotproben der Tiere auf Parasiten untersucht werden, nur gesunde Tiere können Winterstarre halten.
Es wird Fertigfutter gefüttert
Das im Zoohandel erhältliche Fertigfutter (meist Pellets) ist für Landschildkröten absolut ungeeignet und schädlich. Es enthält zu viel Eiweiß, und viel zu wenig Ballaststoffe. Auch wenn auf der Packung „Alleinfutter für alle Landschildkröten“ oder ähnliches steht ist von dem Futter abzuraten. Fleisch in jeglicher Form (Hackfleisch, Hundefutter…) ist absolut schädlich für Landschildkröten. Als käufliches Zusatzfutter eignet sich nur Heucobs, dies ist gepresstes getrocknetes Kräuter-Heu (z.B von Reptosan und Agrobs).
Es wird Obst und Gemüse gefüttert
In der Natur ernähren sich Landschildkröten ausschließlich von Wildpflanzen (Kräuter und Unkräuter), Obst und Gemüse finden sie selten bis gar nicht, es schädigt auf Dauer ihre Verdauung. Als Futter eignet sich z.B.: Löwenzahn, Brenneseln, Klee, Vogelmiere, Wegerich …
Die Tiere werden zu trocken gehalten
Eine zu trockene Haltung führt zu Höckerbildung. Als Einstreu eignet sich Gartenerde und Kokossubstrat, diese Einstreu lässt sich gut feucht halten und die Tiere können sich darin einbuddeln. Ungeeignet ist z.B. Sand, Holzspäne, Katzenstreu, Kies.
Ausnahme: Die Steppenschildkröte (Testudo horsfieldi) muss trockener gehalten werden als Testudo graeca ibera, Testudo hermanni und Testudo marginata
Es wird eine Bodenheizung verwendet
Schildkröten verbinden Licht mit Wärme, daher erkennen sie eine Bodenheizung (oder Heizsteine) nicht. In der Natur kommt die Wärme auch von oben, durch die Sonne. Eine Bodenheizung führt zu Wachstumsfehlern und Organschäden. Außerdem trocknet das Substrat durch eine Bodenheizung schneller aus. Also schnellstens raus damit!
Es wird Kalk-Vitamin-Pulver übers Futter gestreut
Streut man ein Kalk-Pulver über das Futter kommt es meist zu Überdosierungen. Schildkröten wissen selbst wie viel Kalk sie brauchen, deswegen sollte man ihnen Eierschalen oder Sepia anbieten, wenn sie Kalk brauchen holen die Schildkröten es sich. Auf Vitamin-Zugaben kann gänzlich verzichtet werden, alle Vitamine die Schildkröten brauchen stecken in Wildpflanzen, lediglich Vitamin D nicht, aber dies können Schildkröten mit Hilfe von UV-Licht selbst bilden. (UV-Versorgung über Osram Ultra Vitalux; Leuchtstoffröhren und Co verlieren ihren UV-Anteil nach wenigen Wochen)
Unter dem Wärmestrahler ist es nicht warm genug
Unter dem Wärmestrahler muss es mindestens 40°C warm sein (durch Thermometer überprüfen!) sonst kommen die Schildkröten nicht auf eine Körpertemperatur von 36°C, die nötig ist für eine gute Verdauung und wichtige Organfunktionen. Im Rest des Terrariums sollte Zimmertemperatur herrschen.
Wasser wird nicht angeboten
Auch Schildkröten-Arten die selten trinken (Testudo graeca und Testudo horsfieldi) muss immer Wasser zur Verfügung stehen. Bedenken muss man jedoch dass Schildkröten nur trinken können wenn sie den Kopf komplett untertauchen. Viele Schildkröten trinken gerne badend.
Ein Freilandaufenthalt wird nicht geboten
Eine artgerechte Haltung von Europäischen Landschildkröten ist im Terrarium nicht gewährleistet. Man kann die Tiere das ganze Jahr (bis auf die Winterstarre) im Freiland (mit Frühbeet oder Gewächshaus) halten.