Unter einem Einsiedlerkrebs versteht man Krebse die einen weichen Hinterleib haben und diesen zum Schutz vor Feinden in einem leeren Schneckenhaus verbergen. Natürlich wachsen Einsiedlerkrebse, ihr Schneckenhaus jedoch nicht. Daher wechseln die Tiere von Zeit zu Zeit ihr Schneckenhaus. Bei der Haltung von Einsiedlerkrebsen müssen also immer mehrere, unterschiedlich große, leere Schneckenhäuser im Terrarium bereit liegen. Bei Bedarf kann der Krebs dann „umziehen“.
Es gibt Einsiedlerkrebse die im Meer wohnen, für deren Haltung ist also ein Meerwasseraquarium notwendig. Dies ist sehr aufwändig zu betreiben. Zum Glück gibt es jedoch auch landlebende Einsiedlerkrebse. Sie stammen aus den tropischen Regionen dieser Erde und leben dort am Strand sowie in Mangroven. Die Haltung dieser Landeinsiedlerkrebse ist deutlich einfacher. Die Artbestimmung der Krebse ist nicht einfach und oftmals sind die vom Handel angegebenen Namen auch falsch. Die Haltung der verschiedenen Arten unterscheidet sich jedoch nicht. Am häufigsten angeboten von den insgesamt 16 Landeinsiedlerkrebs-Arten werden Coenobita brevimanus, Coenobita clypeatus und Coenobita rugosus.
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Unterbringung
Die Mindestfläche des Terrariums für Landeinsiedlerkrebse beträgt 50 x 30 cm, darin können dann bis zu drei 7cm große Tiere gepflegt werden. Bei einer Grundfläche von 80 x 40 cm können bereits fünf Einsiedlerkrebse gehalten werden. Landeinsiedlerkrebse kommen auch in der Natur nicht einzeln vor, so dass man stets eine kleine Gruppe halten sollte. Man kann auch ausrangierte Aquarien als Landeinsiedlerterrarium umfunktionieren, in einem richtigen Terrarium ist die Belüftung allerdings deutlich besser. Die Luftfeuchtigkeit muss mindestens 80% betragen, daher ist ein geschlossenes Terrarium zu empfehlen.
Der Bodengrund im Terrarium muss relativ dick sein, unter 15 cm geht nichts. Eine Faustregel besagt dass der Boden doppelt so dick sein sollte wie der größte Krebs. Denn Landeinsiedlerkrebse wechseln nicht nur ihr Schneckenhaus regelmäßig, sondern auch ihren Panzer (das sogenannte Exoskelett). Dazu verbuddeln sich die Tiere im Bodengrund, denn während der Häutung sind sie sonst Fressfeinden gegenüber schutzlos ausgeliefert. Die Häutung dauer mehrere Wochen (teilweise bis zu 10!), in dieser Zeit dürfen die Tiere keinesfalls ausgebuddelt werden. Als Bodengrund eignet sich Kokoshumus und Sand. Am besten gestaltet man zwei Bereiche im Terrarium, einen mit Sand und einen mit Kokoshumus. So können die Landeinsiedler sich einen Bodengrund ganz nach Tagesform aussuchen.
Tagsüber verstecken sich die Tiere gerne, dazu eignen sich kleine Korkröhren, Kokosnussschalen und Wurzeln. Außerdem sollten sich lebende Pflanzen im Terrarium befinden. Dazu eignet sich ganz besonders die Efeutute gut. Sie ist robust und breitet sich im Laufe der Zeit im Terrarium aus. Weitere geeignete Pflanzen sind Grünlilie, Einblatt und Bergpalme. Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sondern sorgen ganz nebenbei auch für eine höhere Luftfeuchtigkeit und schaffen zusätzliche Versteckplätze. Durch die Pflanzen ist man auch gleich gezwungen den Bodengrund leicht feucht zu halten, denn dies benötigen auch Landeinsiedlerkrebse.
Die Rückwand kann aus Naturkork oder einer künstlichen Felsrückwand gefertigt werden, so haben die Krebse eine schöne Klettermöglichkeit.
Zur Beleuchtung eignet sich eine im Terrarium angebrachte Leuchtstoffröhre gut. Die Leuchtstoffröhre sollte 12 h am Tag an sein. Diese gibt auch etwas Wärme ab. Es eignen sich auch verschiedene für die Terraristik angebotene Wärmelampen, beispielsweise Zoo Med Repti Basking Spot. Tagsüber sollte die Temperatur im Terrarium ca. 25 °C betragen, nachts kann sie auf 20 °C abfallen. Heizmatten unter dem Terrarium sind nicht so gut geeignet, denn dann haben die Krebse nicht die Möglichkeit sich auch in etwas kühlerem Bodengrund zu verbuddeln.
Um die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit täglich überprüfen zu können, ist ein Thermometer und Hygrometer erforderlich.
Ernährung
Die Fütterung von Landeinsiedlerkrebsen ist nicht so schwer, denn diese Wirbellosen sind Allesfresser. Das bedeutet sie ernähren sich von Komponenten tierischen und pflanzlichen Ursprungs. Ein beliebter Leckerbissen sind frische Kokosnuss-Stücke, auch Himbeer-Blätter sind meist begehrt. Daneben können auch allerlei weitere Obst, Gemüse und Blätter angeboten werden. Selbst Nüsse mögen diese Tierchen. Als tierisches Futtermittel eignen sich Fisch und Garnelen sehr gut. Aber auch Fischfutterflocken und trockenes Katzenfutter wird angenommen.
Bei der Fütterung sollte man sich nicht wundern, wenn es so aussieht als würden die Krebse nicht fressen. Die Tiere benötigen sehr wenig Energie und sind sehr klein. Demenstprechend fressen sie auch sehr, sehr wenig. Die im Laufe eines Tages verzehrte Menge entspricht etwa der eines Reiskorns.
Es gibt sogar käufliches Landeinsiedlerkrebsfutter, beispielsweise „Zoo Med Hermit Crab Food„.
Als Futterschale können Muscheln, kleine Blumenuntersetzter aus Ton sowie verschiedene Schalen aus der Terraristik verwendet werden.
Ein wichtiges Zusatzfutter, das immer im Terrarium sein sollte, ist eine Sepia-Schale. Daran können die Tiere knabbern um zusätzliches Calcium aufzunehmen. Dieses benötigen sie für ihre äußere Hülle (das Exoskelett).
Wasserversorgung
Die Vorfahren unserer Landeinsiedlerkrebse stammen aus dem Meer. Daher nutzen Landeinsiedlerkrebse Wasser nicht nur zum trinken, sondern befeuchten damit auch ihre Atmungsorgange. Diese sind nämlich noch nicht vollständig an die Luftatmung angepasst und benötigen noch eine gewisse Feuchtigkeit.
Als Strandbewohner benötigen Landeinsiedlerkrebse Zugang zu Süßwasser und zu Meerwasser. Im Terrarium müssen folglich zwei Wasserschalen vorhanden sein. Die Schalen müssen dabei so groß sein, dass die Krebse darin untertauchen können. Damit die Tiere eine so große Schale auch wieder verlassen können ist bei glatten Wasserschalen eine Ausstiegshilfe nötig. Als Ausstiegshilfe ist ein rauher Stein oder ein aus der Schale ragender Ast geeignet.
Eine Wasserschale wird mit Süßwasser aus der Leitung befüllt. Eine weitere Schale mit Salzwasser. Das Salzwasser kann man mit Meersalz (aus dem Supermarkt oder Zoohandel) selbst herstellen. Dazu werden drei bis fünf Teelöffel Salz in eine 1-Liter-Flasche gegeben und mit Wasser aufgefüllt. Nach kurzer Zeit ist das Salz vollständig gelöst und kann in die Wasserschale gegeben werden. In der Wasserflasche ist das so hergestellte Salzwasser auch eine Zeit lang „lagerfähig“.
Pflegemaßnahmen
Das Wasser in den Schalen sollte spätestens alle zwei Tage komplett gewechselt werden. Wenn die Tiere viel Futter oder Sand in die Schalen getragen haben auch schon früher.
Täglich sollten die Verstecke der Krebse auf Futterreste kontrolliert werden. Leider schleppen die Tiere das Futter nämlich oft durch das Terrarium, im feucht-warmen Klima kann es dann schnell schimmeln. Bei dieser Gelegenheit wird auch gleich der Kot der Tiere entfernt, beispielsweise mit einem kleinen Löffel.
Einmal am Tag sollte das ganze Terrarium mit einem Blumensprüher eingesprüht werden. Unsere kleinen Krebse benötigen nämlich eine Luftfeuchtigkeit von 70-80 %.
Eignung für Kinder
Landeinsiedlerkrebse sind nachtaktiv. Tagsüber ist im Terrarium nicht viel los, in der Nacht drehen die munteren Gesellen dafür richtig auf. Dabei laufen Landeinsiedlerkrebse relativ viel an den Scheiben des Terrariums entlang und ihr Haus klackt gegen die Scheibe. Wenn zwei oder mehr Landeinsiedlerkrebse in einem Schlaf- oder Kinderzimmer stehen, ist durch ständiges Klackern nicht mehr an Schlaf zu denken.
Die Zucht von Landeinsiedlerkrebsen ist in Gefangenschaft extrem schwer möglich, nahezu jeder einzelne Landeinsiedlerkrebs der als Haustier gehalten wird ist ein der Natur entrissener Wildfang. Ich finde es nicht vertretbar einem Kind ein derartiges Wildfangtier als Haustier zur Betreuung zu überlassen. Man muss sich der Verantwortung für die artgerechte Pflege eines Wildfanges bewusst sein. Hinzu kommt noch, dass Landeinsiedlerkrebse mindestens 15 Jahre, vermutlich sogar deutlich älter, werden können. Um darüber sichere Aussagen treffen zu können, werden Landeinsiedlerkrebse noch nicht lange genug in Gefangenschaft gehalten.
Buchtipp
Das erste deutschsprachige Buch über Landeinsiedlerkrebse von Frank Schäfer bietet auf ca. 140 Seiten alles wissenswerte über Landeinsiedlerkrebse und deren artgerechter Haltung.