Papageien

Welches Kind wünscht sich nicht einen sprechenden Graupapagei oder einen farbenprächtigen Gelbbrustara? Doch leider ist es nicht so einfach, einen Papagei artgerecht zu halten. Die grundlegensten Dinge möchte ich hier trotzdem (oder gerade deswegen) kurz beschreiben.

Unterbringung

Für Papageien kann ein Käfig gar nicht groß genug sein. Leider bietet der Zoohandel eigentlich keine für Papageien geeigneten Käfige an, auch wenn sie Volieren genannt werden. Käfige die kleiner als 4m lang, 2m breit und 2m hoch sind, können allenfalls als Schlafplatz dienen.

Wirklich artgerecht kann eine Papageienhaltung nur sein, wenn den Vögeln eine große Außenvoliere mit einem großen beheiztem Schutzraum zur Verfügung steht.

Zwei Graupapageien in ihrem Zimmer

Die Luftfeuchtigkeit in dem Raum, wo die Papageien wohnen, muss auch im Winter mindestens 60% betragen. Bei geringerer Luftfeuchtigkeit steigt das Aspergillose-Risiko für Papageien (mit Ausnahme der australischen Kakadus) enorm. Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kann man die Papageien auch mit (vorher abgekochtem) Wasser besprühen und viele (ungiftige) Pflanzen in der Umgebung des Käfigs aufstellen.

Statt der meist mitgelieferten Plastik- oder Buchenholz-Sitzstangen müssen frische Naturzweige (z.B. von Obstbäumen, Weide, Linde) verwendet werden. Sie sind durch ihre Rinde weicher und haben unterschiedliche Durchmesser. So werden die Füße der Papageien nicht immer gleich Belastet, was Entzündungen der Füße (Pododermatitis, Bumblefoot) vorbeugt. Um im Winter frische Zweige zur Verfügung zu haben, kann man sie einfrieren.

Statt staubigem Sand empfiehlt sich als Bodengrund eine Schicht Zeitungspapier, das täglich ausgwechselt wird. Alternativ sind staubfreie Buchenholzhäcksel geeignet.

Viele der angebotenen Volieren für Ziervögel haben eine Verzinkung, Pulverbeschichtung oder Lackierung (Hammerschlag). Da Papageien gerne an allem knabbern, kann es durch diese Farben zu einer hochgefährlichen Schwermetallvergiftung kommen (auch bei angeblich „geprüft ungiftigen“). Daher sollte die Voliere ausschließlich aus Edelstahl bestehen. Geeignete Edelstahlvolieren ohne Farbe bietet die Firma Mosig an.

Ernährung

Das im Handel erhältliche Körnerfutter für Papageien ist als Grundlage zur Ernährung geeignet, muss aber unbedingt durch weitere Futtermittel ergänzt werden. Für Papageien sind fast alle Obst- und Gemüsesorten gut geeignet. Doch Vorsicht: Avocados sind giftig für Vögel! Morgens und Nachmittags müssen Papageien mit frischem Obst und Gemüse versorgt werden. Dabei sollte so viel Obst und Gemüse angeboten werden, dass bis zur nächsten Fütterung noch etwas im Napf ist. Papageien sind in der Natur nämlich keine reinen Körnerfresser, insbesondere Amazonen sind eigentlich eher Fruchtfresser. Da in den Tropen genügend Früchte zur Verfügung stehen „aasen“ Papagein mit ihrem Futter sehr herum, die Hälfte landet auf dem Boden und wird nicht weiter beachtet.

Oftmals wird die Zufütterung von Rotem Palmöl empfohlen, sinnvoller ist jedoch das Angebot von Möhrensaft, um eine ausreichende Vitamin-A-Versorgung sicherzustellen.

Amazone

Ganze Erdnüsse enthalten oftmals Schimmelpilzsporen. Daher keinesfalls Erdnüsse mit ganzer Schale anbieten. Um die Belastung mit Schimmelspilzsporen von Körnerfutter zu reduzieren, sollte es kurz vor der Verfütterung in einem Sieb mit Wasser gut durchgespült werden. Da leicht feuchtes Futter schneller verdirbt, muss es zweimal täglich erneuert werden.

Leitungswasser enthält oft zu viel Natrium für die empfindlichen Nieren eines Papageis. Als Trinkwasser ist daher ein natriumarmes, stilles Mineralwasser besser geeignet.

Freiflug

Auch bei großen Käfigen ist täglicher Freiflug zur Gesunderhaltung notwendig. Bei wenig fliegenden Papageien steigt das Risiko an einer Schimmelpilzerkrankung der Atemwege (Aspergillose) oder eiterigen Entzündungen der Füße (Pododermatitis, Bumblefoot) zu erkranken drastisch!

Keine Einzelhaltung

Alle Papageien sind Schwarmvögel, die sich nur in der Gruppe wohl fühlen. Zumindest eine Paarweise Haltung ist unbedingt notwendig, um Vereinsamung und schweren Verhaltensstörungen vorzubeugen. Kein Mensch kann einen zweiten Vogel ersetzen!

Die Kombination von verschiedenen Papageienarten untereinander ist jedoch nicht empfehlenswert. Lebt ein Graupapagei mit einer Blaustirnamazone zusammen sind sie „gemeinsam einsam“. Beide leben eigentlich alleine.

Die Verpartnerung von Papageien ist nicht immer einfach. Zwei Vögel zusammenzusetzen und fertig ist das Paar, klappt bei Papageien nicht. Sie verstehen sich nicht mit jedem. Das einfachste ist es daher, die Vögel selbst entscheiden zu lassen. In einer großen Gruppe verschiedener, nicht verwandter, gleichalteriger Papageien der gleichen Art, ist die Chance die „Liebe fürs Leben“ zu finden am größten. Sollte das nicht möglich sein, gelten drei Grundsätze: der Partnervogel muss der gleichen Art angehören, ein ähnliches Alter haben und gegengeschlechtlich sein (also Männchen und Weibchen). Geschwistertiere die zusammen aufgewachsen sind, verstehen sich manchmal nach der Pupertät nicht mehr. Offenbar ist das eine Möglichkeit der Papageien in der Natur Inzucht zu vermeiden.

Warnung vor Handaufzuchten

Leider sind Handaufzuchten sehr beliebt als Wohnungsvogel. Sie sollen besonders handzahm und anhänglich sein. Doch leider ist der Preis, den der Vogel dafür zahlt hoch: Fehlprägung und Verhaltensstörungen sind die Regel. Bis zur Pupertät (also die ersten paar Jahre) geht noch alles gut, doch dann zeigt sich die negative Seite der Handaufzucht: der Papagei dreht durch. Es sind arme Gesellen, deren Anblick (vor allem bei Rupfern) traurig macht.

rupfender Graupapagei

Einige handaufgezogene Papageien werden agressiv gegenüber dem Menschen, besonders männliche Amazonen, Kakadus und Aras. Die bekannteste Verhaltensstörung ist das Federrupfen. Rupfer sind unter handaufgezogenen Graupapageien, Edelpapageien, Kakadus und Aras weit verbreitet. Rupfen sich Amazonen, handelt es sich häufig nicht um eine Verhaltensstörung, sondern um ein Organproblem (vogelkundigen Tierarzt aufsuchen!). Eine für die Wohnung „praktische“ und oft nicht bemerkte Verhaltensstörung entwickeln Edelpapageien, sie werden apatisch (sitzen also den ganzen Tag nur und bewegen sich kaum). Eine für den Halter und die Nachbarn sehr unangenehme Verhaltensstörung entwickeln Amazonen, Kakadus und Aras oft: sie schreien sich den ganzen Tag die Seele aus dem Hals. Bei Kakadus kommt es vor, dass sie sich die Brust aufhacken bis es blutet. Das muss dann umgehend von einem vogelkundigen Tierarzt versorgt werden. Einige Kakadus beißen sich die Brust jedoch so häufig und regelmäßig auf, dass nur eine Erlösung des Tieres bleibt.

Tun Sie sich und ihrem Papagei einen Gefallen und kaufen ausschließlich Papageien die von ihren eigenen Eltern bis zum flügge werden groß gezogen wurden. Auch elternaufgezogene, in der Gruppe lebende Papageien können zahm werden! Man muss sich nur etwas intensiver mit ihnen beschäftigen.

Eignung für Kinder

Als Haustier für Kinder ist ein Papagei ungeeinet. Selbst zahme Papageien können mit ihrem großen Schnabel schmerzhafte Verletzungen machen, das kann dann durchaus bluten. Bei artgerechter Haltung werden Papageien sehr alt (80 Jahre) und kein Kind (bzw. dessen Eltern) kann garantieren, dass es ein Papageienleben lang für das Haustier sorgen kann. Für ein Kinderzimmer ist ein Papagei ungeeignet, da für eine gute Haltung eine Außenvoliere mit beheiztem Schutzhaus notwendig ist. Alle Papageien, vor allem jedoch Kakadus, stauben so extrem, dass es für die Gesundheit eines Kindes nicht gut ist, wenn ein Papagei in seinem Schlafzimmer wohnt. Ohnehin ist die wirklich artgerechte Haltung von Papageien so kostspielig, dass sie kaum in Frage kommen dürften.

Buchtipps

Zwei Bücher möchte ich Ihnen noch ans Herz legen, wenn nach dem Lesen dieser Zeilen doch zwei Papageien einziehen sollen. Oder schon eingezogen sind. Mit einem Klick auf den Titel gibt es weitere Infos zu den Büchern:

Handbuch Papageienhaltung. Artgerechte Haltung, Pflege, Zucht

Papageienschule – Wege zu einem problemfreien Zusammenleben